Die Rhederei der Saaleschiffer
Die Rhederei der Saaleschiffer A.G., Halle (Saale) - Hamburg
Die 1899 gegründete Rhederei der Saaleschiffer hat die Rechtsform einer „eingetragenen Genossenschaft mit beschränkter Haftung“. Unter Führung der Halleschen Firma August Mann hatten sich 25 „wilde“ Schiffer zusammengeschlossen, um durch geschlossenes Auftreten nach außen den Mitgliedern lohnende Frachten zu sichern. Schon 1900 kam es nicht nur zu einer Trennung vom Gründer August Mann, sondern es entwickelte sich eine scharfe Konkurrenzsituation. Die Lage der „Rhederei“ stabilisierte sich nach einiger Zeit aber schließlich. Ihr Hauptfahrtgebiet war der Verkehr mit Hamburg, daneben auch mit Lübeck, den Märkischen Wasserstraßen und der Oder.
Im Jahre 1906 konnte der erste Eilfrachtdampfer in Auftrag gegeben werden. Der weitere Aufbau des Unternehmens erfolgte langsam aber kontinuierlich. Mangelnde Finanzkraft erzwang 1912 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Der Schiffspark wurde weiter vergrößert, so daß auf Chartertonnage bald verzichtet werden konnte.
Einen starken Einbruch brachte der Erste Weltkrieg. Ein Großteil der verschifften Güter ging im Im- und Export über Hamburg. Durch die feindliche Blockade der deutschen Küsten brach der Seeverkehr fast völlig zusammen, was sich entsprechend auf den Binnenverkehr auswirkte.
Ab 1919 verbesserte sich die Situation langsam wieder. Nach dem 1921 erfolgten Rückzug der Kettenschiffahrt aus dem Saalegebiet machte sich die nun fehlende Schleppkraft negativ bemerkbar. Das Unternehmen brachte daraufhin mehrere Schleppdampfer in Fahrt.
Bald hielt der technische Fortschritt mit der Motorisierung auch in der „Rhederei“ Einzug. 1926 wurde das erste Motorgüterschiff in Fahrt gebracht und man begann mit der Umrüstung der anderen Schiffe von Dampf- auf Motorantrieb. 1938 wurde der letzte Neubau übernommen.
Der am 1. September 1939 ausgebrochene Zweite Weltkrieg leitete den Niedergang des Unternehmens ein. Nachdem 1945 alle in Halle liegenden Dampf- und Motorschiffe als Reparationsleistungen an die UdSSR abgeliefert werden mußten, blieben nur das von der Hamburger Filiale noch betriebene Motorgüterschiff LEUNA und einige Frachtkähne in Fahrt. Ende der 1950er Jahre wurde der Betrieb schließlich ganz eingestellt.
Schiffspark
- Doppelschraubengüterdampfschiff WETTIN
1906/07 bei Caesar Wollheim, Cosel b. Breslau erbaut; 220 PSi; 51,4 x 6,0 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; 1945 an UdSSR abgeliefert
- Doppelschraubengüterdampfschiff ALSLEBEN
1909 bei Caesar Wollheim, Cosel b. Breslau erbaut; 220 PSi; 51,0 x 5,9 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; während des 1. Weltkrieges Lagerschiff Minendepot Friedrichsort; 1932 motorisiert, 220 PSe; 1945 an UdSSR abgeliefert
Güterdampfschiff NIENBURG
1913 bei Caesar Wollheim, Cosel b. Breslau erbaut; 250 PSi; 51,5 x 6,0 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; 1937 motorisiert, 300 PSe; 1945 an UdSSR abgeliefert
- Güterdampfschiff MERSEBURG
1913 bei Caesar Wollheim, Cosel b. Breslau erbaut; 250 PSi; 51,5 x 6,0 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; 1939 motorisiert, 300 PSe; 1945 an UdSSR abgeliefert
- Schleppdampfer RUDELSBURG
1907 bei J.W. Klawitter, Danzig erbaut; 180 PSi; 25,0 x 5,5 m; erbaut für „Weichsel“ Dampfschiffahrt- u. Seebad AG, Danzig, BIENE; 1921 Julius Vahrenburg, Lauenburg/E.; 1922 Rhederei d. Saaleschiffer AG, Halle/S., RUDELSBURG; 1932 Oskar Sikorski, Tamsel; 1938 Ernst Buchwald, Stralsund, ASGARD; 1941 Ernst Buchwald, Stralsund u. Bernhard Wolff, Stettin; ca. 1947 Ernst Buchwald, Wolgast
- Motorbarkasse SAALESCHIFFAHRT
1924 bei J.G. Hitzler, Lauenburg/E. erbaut; 24 PSe; 16,0 x 3,8 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S. als Verkehrsfahrzeug für den Hamburger Hafen; 1956 Theodor Lexau, Hamburg, BERND II; 1961 H.C.W. Schüder, Hamburg, H.C.W. SCHÜDER SÖHNE IV; 1973 Vereinigte Hamburger Ewerführereien, Hamburg, MANDUS; 1983 VHE Verkehrsgesellschaft Hafen und Elbe, Hamburg, TRITON; 1984 abgewrackt
- Schleppdampfer SAALECK
1925 bei Gebr. Wiemann, Brandenburg erbaut; 280 PSi; 38,6 x 5,8 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; 1936 motorisiert, 300 PSe; 1945 an UdSSR abgeliefert
Die ursprüngliche Dampfmaschine wurde 1952 in den heute noch fahrbereiten Schlepper ANDREAS eingebaut.
- Motorgüterschiff WEISSENFELS
1926 bei J.G. Hitzler, Lauenburg/E. erbaut; 160 PSe; 51,7 x 6,0 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; 1940 Kriegsmarine für Operation „Seelöwe“, O 8 Pmot; 1942 Transportflotte Speer, MW 105; bei Kriegsende 1945 in Norwegen
- Schleppdampfer GIEBICHENSTEIN
1928 bei Gebr. Wiemann, Brandenburg erbaut; 225 PSi; 32,9 x 5,9 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; 1945 an UdSSR abgeliefert
- Motorgüterschiff LEUNA
1938 bei J.G. Hitzler, Lauenburg/E. erbaut; 300 PSe; 53,5 x 6,0 m; erbaut für Rhederei der Saaleschiffer, Halle/S.; nach Kriegsende 1945 für die Hamburger Filiale der Rhederei in Fahrt; 1959 Franz und Lutz Kaatz, Kutenhausen (Kr. Minden), LUTZ; 1970 Stoffer Snippe, Nordhorn, VECHTE
(Bernd Schwarz, Halle/S.)